Credit: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien

Der Bunker St. Pauli

Ein grauer Betonkoloss ragt aus dem Heiligengeistfeld, mitten im Herzen von St. Pauli. Was bei Touristen im ersten Moment für Irritation sorgt, ist für die Hamburger integraler Bestandteil ihres Stadtbildes: Eingebettet zwischen Millerntor-Stadion und Karoviertel ist der knapp 50 Meter hohe Bunker auf St. Pauli längst zum Wahrzeichen für das junge Hamburg geworden. Bekannt als „Medienbunker“, „Bunker an der Feldstraße“ oder seit Neuestem auch als „Grüner Bunker“ steht Hamburgs größter und einer der wenigen noch erhaltenen Hochbunker der Stadt für Kreativität, Stadtkultur und Teilhabe.

Wovon jedoch die wenigsten wissen, ist die Entstehungsgeschichte des fast acht Jahrzehnte alten Flakbunkers, die an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnert. 1942 in nur 300 Tagen von Zwangsarbeitern errichtet, ist der Bunker St. Pauli heute ein Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges. Während der Umbaumaßnahmen kommen stetig verborgene Spuren aus dieser Zeit ans Tageslicht, wie z.B. Wegbeschreibungen oder der ausgewiesene Eingang zum „Krankenhaus der Wehrmacht“.

Um die Geschichte des Bunkers als festen Bestandteil der Stadt- und Stadtteilkultur erfahrbar und begreifbar zu machen und gleichzeitig mit den aktuellen Bedürfnissen der Anwohner und Bewohner zu verbinden, hat der gemeinnützige Verein Hilldegarden e.V. die AG Mahn- und Gedenkstätte Flakbunker IV ins Leben gerufen. Hier wird ein Beteiligungsprojekt realisiert, das Erinnerungskultur, soziale sowie ökologische Teilhabe miteinander vereint. Erstmals wird es im Bunker St. Pauli einen Ort zur Geschichte des Bunkers und zum Gedenken an die Opfer des NS-Regimes geben. Die Recherchen sowie die Entwicklung des Ausstellungskonzeptes hierfür erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dem Büro gwf-ausstellungen – Konzept & Gestaltung, das bereits die Planung, Konzeption und Kuration der KZ-Gedenkstätte Neuengamme durchführte.

Einer der Motoren für das Konzept und die Realisierung einer baulichen Weiterentwicklung und Nutzung des Bunker St. Pauli ist die Nachbarschaftsinitiative Hilldegarden e.V.. Sie entstand mit dem Ziel, einen Ort der Gemeinschaft, der Erholung und eine völlig neuartige Form von Stadtnatur zu schaffen. Prof. Dr. Thomas Matzen war sofort überzeugt, als man ihm die Idee der Architekten präsentierte: ein außergewöhnlicher Stadtgarten auf dem Dach des ehemaligen Hochbunkers, der die bisherige Nutzung des „Medienbunkers“ und den Anwohnerwunsch nach einer Naturoase und selbst bewirtschafteten „Urban Gardening“-Flächen vereint. Zudem entstehen nach den Plänen des Architekturbüros Räume für Ausstellungen und Konzerte ebenso wie eine außergewöhnliche Beherbergungsstätte für Künstler und Kreative.

Spektakulärer Höhepunkt der Aufstockung ist die öffentlich zugängliche Naturoase, die als Ort der Begegnung Austausch und Erholung über den Dächern der Stadt ermöglicht. Allein schon der Weg über den grünbewachsenen „Bergpfad“, außen um den Bunker entlang, wird ein überragendes Erlebnis. Realisiert wird die immergrüne Parkanlage von der Baumschule Lorenz von Ehren. Schon bald werden die ersten Bäume in über 50 Metern Höhe Wurzeln schlagen. Für das interaktive Gartenerlebnis sorgt der Hilldegarden e.V. mit Hochbeeten und Flächen zum Urban Gardening.

Dieses Zusammenspiel von Architektur, Historie und aktiver Bürgerbeteiligung sorgt bereits jetzt – auch international – für große Neugier.

Ein Besuch in der Baumschule Lorenz von Ehren

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Interview und Bauupdate mit Ronny Erfurt - Geschäftsführer von phase 10 Ingenieur- und Planungsgesellschaft mbH

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Grüner Bunker St.Pauli - Baumauswahl bei der Baumschule Lorenz von Ehren

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Historie

Als einer der beiden sogenannten Flaktürme in Hamburg reicht die Geschichte des Bunker St. Pauli zurück bis in die Zeit des Nationalsozialismus. 1942 von Zwangsarbeitern errichtet, sollte der Bunker während des Zweiten Weltkrieges zunächst vor allem der Flugabwehr dienen. Gleichermaßen nutzte das nationalsozialistische Regime die Betonfestung als Propagandamittel zur Demonstration der eigenen Stärke und um die Bevölkerung nicht „kriegsmüde“ werden zu lassen. Quellen belegen, dass bei den Bombardements auf die Stadt Hamburg zeitweise bis zu 25.000 Menschen im Bunker Schutz fanden.

Nach Kriegsende sahen die Alliierten im Rahmen der Entnazifizierung vor, die vielen Hochbunker in der Stadt zu sprengen, auch den Hochbunker in der Feldstraße sowie den heutigen „Energiebunker“ in Wilhelmsburg. Durch die massive Bauweise mit einer Wand- bzw. Deckenstärke von bis zu 3,8 Metern auf einer Grundfläche von 75 x 75 Metern wurde jedoch beim Bunker St. Pauli von einer Sprengung abgesehen, um die angrenzenden und sogar weiter entfernte Wohnviertel nicht zu gefährden. Durch die große Wohnungsnot gegen Kriegsende bot der ehemalige Bunker zudem vielen ausgebombten Hamburgern eine Unterkunft.

Blick vom Bunker St.Pauli aus 1945
Bunker St.Pauli Luftaufnahme 1945
Bunker Feldstraße St. Pauli - 1986_800_600

Bald fand der heute unter Denkmalschutz stehende Bunker St. Pauli eine neue Funktion im Viertel. Mit der Beherbergung von Unternehmen aus den Bereichen Kunst und Kultur sowie mit Musikclubs und Veranstaltungen sollte sich das ehemalige Kriegszeugnis in ein lebendiges Kreativzentrum wandeln.

Der Verein Hilldegarden hat im Rahmen eines breit angesetzten Beteiligungsprojektes u.a. die „Arbeitsgruppe Gedenkstätte“ gegründet. Die Gedenkstätte soll den Bunker als Mahnmal würdigen und die Historie für die Öffentlichkeit erfahrbar machen. Zusätzliche Informationen finden Sie daher auch auf der Seite des Hilldegarden e.V..

Ein Interview mit dem Zeitzeugen Karl-Heinz Pischke

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Aktuelles

Herzlich Willkommen auf der Homepage des Bunker St. Pauli! Unter „Aktuelles“ erfahren alle Hamburger, Nachbarn und Medien künftig regelmäßig Neues und Wissenswertes rund um die Aufstockung des Bunkers an der Feldstraße.

Visuelles Highlight des landschaftsarchitektonischen Pionierprojekts ist der spektakuläre öffentliche Dachgarten, der wohl in ganz Deutschland einzigartig ist: mit einem fantastischen Panoramablick über Hamburg, in Sichtachse zur Elbphilharmonie, mit einem bepflanzten „Bergpfad“, der sich außen um den Bunker entlang nach oben schlängelt. Zudem erhält der Bunker zum ersten Mal eine Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges, es entstehen Räume für Stadtteilkultur, Ausstellungsflächen sowie eine Halle für Sport- und Kulturveranstaltungen.

Etwa 180 Menschen und 25 verschiedene Gewerke sind beteiligt an diesem landschaftsarchitektonischen Pionierprojekt. Wie kommen die Arbeiten voran? Welche Pflanzenarten sind für den Stadtgarten hoch über Hamburg geeignet? Und wie gestalten sich die Planungen für die Gedenkstätte an die Opfer des NS-Regimes?

Wer sich bei der Gedenkstätte oder bei den weiteren Nachbarschaftsprojekten wie Urban Gardening einbringen möchte, wendet sich an www.hilldegarden.org. Diese gemeinnützige Anwohnerinitiative gestaltet auf dem Dach des Bunker St. Pauli einen Ort der Gemeinschaft, der Erholung und eine völlig neuartige Form von Stadtnatur.

Eröffnung des Grünen Bunkers am 5. Juli

Atemberaubende Blicke auf Elbphilharmonie, Michel und Hafen – diese spektakuläre Aussicht von Hamburgs höchstem Dachgarten können ab dem 5. Juli alle Bürgerinnen und Bürgern kostenlos genießen. Dann sind u.a. auch das neue Hotel „Reverb by Hard Rock“, ein Restaurant, eine Bar und ein Café geöffnet.

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Grüner Bunker St. Pauli: Letzte Treppen für den Bergpfad montiert

Millimeterarbeit bei einem weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Grünen Bunker St. Pauli: Zwei je 13,5t schwere Betontreppen wurden in dieser Woche mit zwei Autokranen montiert. Die letzten beiden Puzzleteile verbinden jetzt den unteren mit dem oberen Bergpfad. Damit ist der insgesamt 560 Meter lange Bergpfad, der Besucher später über die Bunkeraußenfassaden zum kostenlosen öffentlichen Dachgarten führen wird, baulich fertiggestellt.

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Pflanzstart am Bunker St. Pauli

Mit den ersten Bäumen beginnt kommende Woche die Bepflanzung des grauen Koloss. „Der Pflanzstart ist für uns alle ein großartiger Meilenstein auf dem Weg zum grünen Bunker“, sagt Henning Lübbe, Projektleiter des Bauherrn Matzen Immobilien KG.

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Grüner Bunker St. Pauli: Bepflanzung rückt näher

4.700 Pflanzen werden den Bunker St. Pauli bald zu einer spektakulären Naturoase machen: Über den Dächern der Hansestadt entstehen mehr als 7.600 Quadratmeter öffentliche Grün- und Gemeinschaftsflächen, zusätzlich werden 1.400 Quadratmeter Fassadenfläche sowie ein rund 300 Meter langer „Bergpfad“ begrünt.

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Bepflanzter Bergpfad: Filigranarbeit mit tonnenschwerem Stahlträger

Viel Fingerspitzengefühl und eine präzise Vorbereitung waren gefragt beim nächsten Meilenstein der Bunker-Aufstockung! Dipl. Ingenieur Jens Siggelkow und sein Team haben jetzt einen etwa 30 Meter langen und 35 Tonnen schweren Fachwerkträger direkt unterhalb des Bunker-Kragens an der Westfassade montiert. Millimeterarbeit mit einem mächtigen Stahlkoloss!

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RIMC UND HARD ROCK HOTELS® BRINGEN REVERB BY HARD ROCK® NACH HAMBURG

Die Hamburger RIMC Hotels & Resorts Gruppe hat die Ausschreibung für den Betrieb eines Hotels und von Gastronomieflächen in der Aufstockung des Bunkers St. Pauli gewonnen. Jetzt steht die Marke fest. Das Hotel auf dem Bunker wird ein REVERB by Hard Rock® Hotel. Es ist das erste der Marke in Europa.

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Mehr Grün - wie Städte lebenswert bleiben

12. Juli 2023

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mit einem nationalen Hitzeschutzplan die Bevölkerung schützen. Zur Abkühlung sollen Städte vermehrt auf Dachbepflanzungen setzen. Für die geplanten Maßnahmen ist der grüne Bunker St. Pauli beispielhaft – er gilt international als Leuchtturmprojekt für die Klimaanpassung von Metropolen. Derzeit läuft die Begrünung weiter auf Hochtouren und soll im Laufe der kommenden Monate fertig sein.

„Die Folgen der Klimakrise sind auch in Deutschland und in Europa angekommen“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der jüngsten Vorstellung des Aktionsplanes. „Deshalb ist es notwendig, dass wir uns um den Schutz der Bevölkerung in veränderten Klimazeiten kümmern.“ Zu hoch seien die hitzebedingten Todeszahlen, zu gering die bisherigen präventiven Maßnahmen. Allein 2022 kam es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zu mehr als 4.500 Hitzetoten. Der UN-Weltklimabericht fordert, dass Städte ihre Infrastruktur an den Klimawandel anpassen. Denn die Statistik zeigt, dass die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad weiter zunimmt. Dass immer mehr Klimaanlagen mit ihrem hohen Energieverbrauch nicht die Lösung, sondern Teil des Problems sein können, ist bekannt. Doch was hilft gegen urbane Hitzeinseln?

Klimawissenschaftler sind sich einig, wie unsere Städte künftig lebenswert bleiben: Mehr Grün, mehr Schattenplätze – und weniger Bodenversiegelung. Denn die zunehmende Bebauung heizt die Metropolen eklatant auf. Auch in Hamburg setzt sich der Flächenverbrauch weiter fort, nach aktuellen Zahlen sind im Stadtgebiet etwa 39 Prozent bebaut, betoniert und asphaltiert.

Aus Klimasicht ist entscheidend, diesen enormen Flächenverlust durch neue Vegetationsflächen zu kompensieren, sagt Marco Schmidt von der TU Berlin. Der Experte hat etwa 80 Sensoren in der Bunkeraufstockung installiert und analysiert über einen 5-Jahres- Zeitraum die Wirkung der Begrünung auf das Gebäude und das Mikroklima. Gefördert wird die Erhebung u.a. vom Bundesumweltministerium. Präzise Daten und Zahlen zu den Effekten von Dach- und Fassadenbegrünungen sind rar und basieren bislang meist auf Modellrechnungen. Die von der TU Berlin erhobenen Bunker-Werte werden weltweit Projekten zur Verfügung gestellt, um Gebäudebepflanzungen künftig optimieren zu können.

Bereits heute sind Fachleute sich einig: Dach- und Fassadenbegrünungen begünstigen die Klimaneutralität und wirken wie natürliche Klimaanlagen. Sie kühlen im Sommer und dämmen im Winter. Sie helfen Energie zu sparen, verbessern das Mikroklima und die Luftqualität und bieten notwendigen Platz für mehr Biodiversität.

Abgesehen vom Bergpfad wurden derzeit etwa 80 % der geplanten Bunker-Begrünung gepflanzt, hinzu kommen u.a. ergänzende Staudenpflanzungen. Viele der Gehölze sind heute bereits bis zu 25 Jahre alt. Sie wurden kombiniert mit jüngeren Gehölzen, um eine Staffelung im Erscheinungsbild und eine besonders langlebige Begrünung zu gewährleisten. Mit einer Mischung aus Nadel- und Laubgehölze wird ein saisonal abwechslungsreiches Erscheinungsbild erreicht.

Aus gärtnerischer Sicht empfehlen sich generell Jungpflanzen zur Fassadenbegrünung, da diese am neuen Standort besser anwachsen und sich dort langfristig vorteilhafter entwickeln. Die Rank- und Kletterpflanzen am Bunker brauchen noch Wachstumszeit und werden künftig die Fassade der Aufstockung überwiegend überwachsen. Die Attiken werden dann nur in vereinzelten Teilbereichen sichtbar sein, in denen aus Gründen des Brandschutzes oder der Pflege eine Begrünung nicht möglich ist. Der Bestandsbau bleibt dabei in Absprache mit dem Denkmalschutz bewusst unverändert.

Bereits jetzt belebt eine Reihe von Tieren den neuen öffentlichen Stadtgarten. Vögel wie z.B. Rotkehlchen stören sich offensichtlich nicht an den noch laufenden Arbeiten. Auch Insekten und Käfer haben den Raum über den Dächern Hamburgs entdeckt.

Nachhaltig ist auch die geplante Bewässerung der 4.700 Bäume und Gehölze: Ein temperatur- und feuchtigkeitsgesteuertes Bewässerungssystem nutzt vor allem das anfallende Regenwasser. Das sogenannte „Schwammstadtprinzip“ ist entscheidend für den Schutz unserer Städte vor Wasserfluten. Denn auch in Deutschland häufen sich Starkregenereignisse: In Hamburg waren zuletzt die Autobahn A7 und der Elbtunnel von Überflutungen durch eine außergewöhnlich hohe Niederschlagsmenge betroffen. Dieses Risiko können grüne Dächer mindern, sie speichern Niederschlag und kühlen Gebäude durch Verdunstung. Auf dem Bunker werden Niederschläge durch ein Kaskadensystem auf jeder Ebene durch verschiedene Speicherkapazitäten zunächst zurückgehalten und dann an das nächste Level weitergeleitet. Mit dieser Lösung können am Bunker die städtischen Siele um etwa 80 Prozent der ansonsten anfallenden Wassermenge entlastet werden.

Somit wird das landschaftsarchitektonische Pionierprojekt mit seinen 4.700 standortgerecht ausgewählten Pflanzen zu einem der imposantesten Stadtgärten Deutschlands, der in die Zukunft weist und Planer ermutigt, klimaangepasste Städte zu gestalten.

Mehr zum Thema bei Spiegel online:

https://www.youtube.com/watch?v=rgqL2JOjSIY

Text/Fotos: Frank Schulze Kommunikation

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